Konkrete Kritik

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Die Karlsruher Musikhochschule hat sich längst einen festen Platz im Musikleben der Region und weit darüber hinaus erspielt. Gerade die Klavierveranstaltungen bieten immer wieder angenehme Überraschungen - so auch bei einem Doppelabend am 24. und 25. Januar. Jeweils etwa 90 Zuhörer im bis auf den letzten Platz besetzten Genuit-Saal wurden Zeuge einer bemerkenswerten musikalischen Spezialität: Beethovens Klavierkonzerten in (Unterrichts-)Fassungen für zwei Klaviere. Die Solisten am ersten Abend waren Dimitri Papadopoulos, Ju-Hee Choi und Antonia Köster aus der Klasse von Professor Kalle Randalu, der am zweiten Flügel den Part des Orchesters übernahm.

Schon in Padadopoulos' Deutung des ersten Klavierkonzerts zeichnete sich ein großer Abend ab: Der junge Pianist präsentierte ein durchgehend lyrisches Porträt dieses bewegenden Werkes. Ju-Hee Choi begann das zweite Konzert ein wenig hölzern, zeigte aber ab dem zweiten Satz klaren Klang.

Zu einer kleinen Sternstunde wurde schließlich die Interpretation des dritten Klavierkonzerts durch die erstaunliche Antonia Köster. In den ersten beiden Sätzen verzauberte sie die Zuhörer mit bemerkenswert präzisem Spiel und wunderbar pointierten Eruptionen. Kalle Randalus Begleitung schuf dazu eine elegante Grundierung, die allerdings im ersten Satz durch eine teilweise wenig überzeugende Klaviertranskription getrübt wurde. Gegen Ende des dritten Satzes spielten sich beide dann geradezu in einen Rausch, durch den das Spiel der Solistin bei manchen Melodieläufen eine Idee zu martialisch geriet.

Den zweiten Abend eröffnete Won Choi mit dem Klavierkonzert Nr. 4, das sie allerdings erst ab Mitte des zweiten Satzes in den Griff bekam. Das Abschlusskonzert dann in spannungsreicher Doppelbesetzung: Simone Rapp überzeugte mit einem souveränen und voluminösen Allegro und übergab dann an Lijuan Hu, die mit einem außergewöhnlich filigranen, aber niemals zu zarten Adagio für den Höhepunkt des Abends sorgte. Herrlich auch ihr mit einer Prise Ragtime gewürztes Rondo!

Kalle Randalu gelang über fünf Konzerte das kleine Kunststück, sich kraftvoll im Hintergrund zu halten - trotz eines etwas dumpf klingenden Flügels. Das Publikum focht das aber nicht an und bedankte sich bei den jungen Künstlern und ihrem Professor mit lang anhaltendem Applaus.

Herzliche Grüße aus Rintheim sendet Ihnen


Ihr badischer Beobachter