Enigmatische Architektur
Ein bei Prestigebauten häufig vergessener Aspekt ist die Prestigesumme, d.h. der durch das Bauwerk insgesamt ausgelöste Effekt. Nun steigt dieser Wert in der Regel mit Schönheit, Größe und Alter des Bauwerks, was hinreichend trivial ist, um oft berücksichtigt zu werden. Ein anderer Faktor ist allerdings die Unverständlichkeit. Ein großer alter Prestigebau (nehmen wir z.B. die Cheops-Pyramide) löst die Frage aus, wie es damals technisch überhaupt möglich war, ihn zu errichten. Um also Geld bei aktuellen Vorhaben möglichst effektiv eintusetzen, muß versucht werden, sie möglichst so anzulegen, daß sie die Grenzen der heutigen Bautechnik sprengen (und natürlich solide genug sind, um über die nächsten paar Jahrhunderte zu kommen).
Ästhetische Abrissquote
Eine ganz einfache Forderung: Mit jedem neuen Gebäude soll das Land bemerkenswerter werden. Um Anreize für ästhetische, mutige und ideenreiche Architektur zu schaffen, muß für jeden Neubau mindestens ein bestehendes, häßlicheres Gebäude abgerissen werden. Bei uninspierierten grauen Zweckbauten kann die Quote auf eins zu zehn oder mehr steigen.
Flugzeugträgerträger Helmut Kohl
Um den Pflichten einer Wirtschaftsmacht genügen und als größter Staat der Europäischen Union weltweit Verantwortung übernehmen zu können, fordern wir den Bau eines Flugzeugträger-Trägers. Dieser kann bis zu zwölf gewöhnliche Träger aufnehmen und bei Bedarf aus der Luft an Krisenherden absetzen. Als Name kommt aufgrund der Dimensionen (2500 x 800m) nur »Helmut Kohl« infrage. Als Tochterträger sind bislang die Schiffe »Franz Josef Strauß«, »Hannelore Kohl« und »Adenauer« geplant.
Bedenkenträger »Nein!«
Eine preisgünstige Alternative zur »Helmut Kohl« ist der Bedenkenträger »Nein!«. Trotz ihrer Höchstgeschwindigkeit von 0 Knoten (die Rückwärtsgeschwindigkeit noch ist deutlich größer) kann die Nein überall unerwartet auftauchen. An Bord: mehrere hochrangige Negationen, mit denen ganze Landstriche außer Gefecht gesetzt werden.
Staatliche Namenskommission
Dringend erforderlich ist eine Staatliche Namenskommission bzw. -agentur, um Debakel wie »Toll Collect«, »Brain Up!« oder »Müntefering« in Zukunft zu vermeiden. Zu den Aufgaben der Agentur muß aber auch die militärische Namensgebung für Europa gehören - die abschreckende Wirkung britischer Waterloo-Raketen könnte nicht hoch genug eingeschätzt werden.
Iniative »Pro Prestige«
Bei der Verschwendung öffentlicher Mittel, gegen die an sich nichts einzuwenden und jedenfalls auch kein Kraut gewachsen ist, verhalten sich staatliche Institutionen bisher zumindest inkonsequent. Gefördert werden stets Interessensgruppen wie Milch-, Butter- und Kohlebergarbeiter oder Menschen, die gerne auf dem Land leben und ein Einfamilienhaus besitzen möchten. Die Initiative »Pro Prestige« steht für die Umverteilung der Mittel von Interessensgruppen hin zu gewagten, plötzlich aber bezahlbaren Prestigeprojekten (unterirdische Transrapidstrecken, Weltraumlift etc.), von denen alle etwas bzw. nichts haben.