Aus, aus, aus! Der deutsche Traum vom Titel ist geplatzt! Wie geht es weiter im deutschen Fußball? Wannenbauer und Wohlfeldt fragten den Kaiser nach Konsequenzen und seiner persönliche Zukunft.
Dr. Wohlfeldt:
Majestät, es ist aus! Deutschland wurde ausgerechnet von Italien niedergerungen, Ihr Reich liegt am Boden. Wie geht es nun weiter?
Der Kaiser:
Fragen's mich aber jetzt nicht, ob ich abdanke! Der Bundestrainer hat ganz allein die Schuld. Ich hab's ja schon weit vorher gesagt, aber niemand wollte mir glauben. Nun ham's den Schlamassel. Ich hoffe mal, der Klinsmann fliegt zurück nach Kalifornien.
Der Trainer geht von Bord? - »Ich hoffe mal, der Klinsmann fliegt zurück nach Kalifornien«
Wannenbauer:
Der Trainer geht von Bord? Aber Majestät, unsere Elf hat noch nie zuvor so schön gespielt.
Der Kaiser:
Ja gut, äh, das ist schon richtig, aber genützt hat es halt nichts. Schauen's, wir haben das Zaubern und den schönen Fußball noch nie erfunden. Der Deutsche muss arbeiten, um erfolgreich zu sein.
Dr. Wohlfeldt:
Oder sein Gesicht ständig in die Kamera halten.
Der Kaiser:
In welche, die da hinten?
Wannenbauer:
Keine Angst, hier vorn ist auch eine. Majestät, das Spiel um den dritten Platz steht vor der Tür. Ihr Rat an die Mannschaft?
Der Kaiser:
Ja gut, jetzt muss man einfach und primitiv spielen. Wenn sich einer nicht quält, muss er sofort gehen.
Dr. Wohlfeldt:
Aber wohin?
Der Kaiser:
Meinetwegen dahin, wo der Pfeffer wächst. Vielleicht wächst der sogar in Kalifornien, beim Klinsmann im Garten. (kichert)
Wannenbauer:
Majestät selbst sind mit der Mannschaft damals lieber nach Mexiko geflogen und haben beispiellosen Erfolg mit Tütensuppenwerbung gehabt. Wäre Reklame für Kaiserschmarrn nicht naheliegender gewesen?
Der Kaiser:
Nah, das wäre nicht möglich gewesen. Pfannkuchenteig, bei der damaligen hygienischen Lage des Mexikaners - ein Wahnsinn wäre das gewesen. Und vor allem hat die Suppenfirma mehr bezahlt.
Dr. Wohlfeldt:
Deutscher Fußball, deutsche Suppe - gibt es Parallelen?
Der Kaiser:
In der Nationalhymne ist jedenfalls keine Rede davon. Es heißt ja nicht »Einigkeit und Recht auf Suppe«. (kichert)
Wannenbauer:
Mit dem Suppen-Slogan
Kraft in den Teller scheiterte die Mannschaft damals im Finale. Wäre ein Rückgriff auf klassische deutsche Werte nicht besser gewesen? Die Fleischereien haben seinerzeit geworben mit dem Spruch:
Wurstgenuss - Bombenschuss!.
Der Kaiser:
Da muss ich an unseren Bomber denken, den Müller. Ich weiß nicht, ob der gern Wurst isst, aber ausgesehen wie eine hat er ja immer schon.
Der Kaiser: Übernimmt der »Suppenkasper« bald die FIFA-Weltherrschaft?
Dr. Wohlfeldt:
Sie gelten als Lichtgestalt des deutschen Fußballs, sind Hoffnungsträger ganzer Generationen. Wie wird man mit diesem öffentlichen Druck fertig?
Der Kaiser:
Wissen's, ich hab ja schon in jungen Jahren Verantwortung übernommen. Als Bub hab ich Zeitungen ausgetragen, die mussten bis spätestens sieben Uhr in der Früh im Briefkasten sein. Später war ich dann eben derjenige, der im Spiel die Bälle verteilt hat.
Wannenbauer:
Kräftig austeilen können Sie noch heute.
Der Kaiser:
Nun halten's aber mal den Mund! Sie reden ja schon wie der Netzer.
Dr. Wohlfeldt:
Ihr Verhältnis zu ihm gilt als gespannt. Was unterscheidet Sie?
Der Kaiser:
Man sieht das schon im Fernsehen, wo er im Öffentlichen ist und ich auf Premiere. Er hat's nie zu etwas gebracht, er hat nicht mal einen Zweitligaverein. Der Netzer pflegt halt seine Frisur und ich den FC Bayern.
Wannenbauer:
Der heute ja zu den wirtschaftlich erfolgreichsten Vereinen der Welt zählt. Ihr Erfolgsgeheimnis?
Der Kaiser:
Die ganze Führungsriege von Bayern München habe ich ja nach meinem Ebenbild erschaffen. Die reden wie ich und sehen auch bald so aus. Mit Ausnahme vom Hoeneß, der wird ja immer dicker und dicker. (kichert) Aber solange auch der Kontostand des FC Bayern zunimmt, soll's mir recht sein.
Dr. Wohlfeldt:
Ein wiederkehrendes Motiv in Ihren Ansprachen ist die völkerverständigende Kraft des Fußballs. Sollte heute, wo die Akzeptanz für Gott in Europa schwindet, denn wenigstens der Fußball ins Grundgesetz aufgenommen werden?
Der Kaiser:
Unbedingt, ich fordere das ja schon seit Jahren. Deutschland ist ein absolutes Fußball-Land, das sieht man ganz deutlich vom Hubschrauber aus. Alles ist grün wie frischer Rollrasen. Ich verstehe auch nicht, warum uns da die sogenannten Grünen nicht unterstützen.
Wannenbauer:
Majestät, wenn eines Tages der Ruf aus der Politik käme - wären Sie bereit, Macht und Verantwortung in Berlin zu übernehmen?
Der Kaiser:
Ich, als Kanzler? Nah, wissen's, ich hab ja jetzt schon weitaus mehr Einfluß als die Merkel und verdiene auch leicht das Vierzig- oder Fünfzigfache. Die Politik tät mich nicht reizen. Es gibt nur noch eine Aufgabe in der Welt für mich ...
Dr. Wohlfeldt:
Die Übernahme der FIFA.
Der Kaiser:
Der Blatter kann's doch nicht! Außerdem hat er Mundgeruch, ham's dem schon mal gegenübergestanden? Der haut Sie glatt um.
Wannenbauer:
Eine letzte Frage: Gibt's zum Finale Kaiserwetter?
Der Kaiser:
Kaiserwetter, in Berlin? Ja, ist denn heut schon Weihnachten?
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